Dies ist, das muss ich zugeben, kein sonderlich originelles Statement. Und trotz der zeitlichen Nähe beziehe ich mich nicht auf die ausgerufene närrische Zeit, mit der ich als Berliner ohnehin so was von gar nichts anfangen kann. Vielmehr ist es mir Bedürfnis, mir einmal Luft zu machen ob einer Thematik, mit der ich mich nun seit Jahren befasse (und zum Glück darüber weiß, lange nicht der Einzige zu sein), und über die ich einmal dachte, dass sie ein eigenständiges Blog oder gar ein Buch verdient hätte (Bilder des Wahnsinns oder Der Mensch schafft sich ab schienen mir prima Arbeitstitel dafür), doch für ersteres existieren genügend hervorragende Internet-Publikationen, und spätestens seit der Übersetzung des Spätwerks des französischen Philosophen Stéphane Hessel ist der Buchmarkt in meinen Augen genügend besetzt.
Die Rede ist von der Unmöglichkeit, positive, dauerhafte Verbesserungen herbeizuführen, von der Blockade echter Nachhaltigkeit und vom zwangsweisen Abrutschen in eine Un-Zivilisation, wenn wir weiter an einem Finanz- und Wirtschaftssystem festhalten, das nicht dauerhaft lebensfähig ist und unaufhaltsam in einem Zeitrahmen von etwa 50–80 Jahren nach seinem Neustart in den Kollaps führt.
Denn es ist grotesk: Wir verfügen heute über die Ressourcen und technologischen Möglichkeiten, jedem Menschen auf der Welt zu einem lebenswerten Dasein zu verhelfen. Schon seit langem hätte der Welthunger beseitigt sein können; seit geraumer Zeit könnten wirklich umweltschonende (und nicht etwa CO2-„sparende“) Energieerzeugungen und Antriebsformen in Gebrauch sein, Bildung und Kultur könnten wahre Hochzeiten erleben.
Der einzige Grund, der dagegen spricht – außer möglichen Machtinteressen und womöglich pathologischen Geistesstrukturen einiger Entscheider?: Die angebliche Geldknappheit. Was wirklich Irrsinn ist, denn das Geld ist weder Naturgewalt noch Rohstoff, ist keinen jahreszeitlichen Einflüssen unterworfen und, da schon lange durch keinen Gegenwert mehr gedeckt (außer durch Schulden), theoretisch unbegrenzt verfügbar.
Es finden sich, dessen bin ich mir bewusst, jede Menge Informationen und Meinungen zu diesem Thema im Internet. Manche sind ideologisch geprägt, bei anderen wird der Hintergrund des Verantwortlichen kritisiert (in der guten alten Tradition, lieber den Boten schlechter Nachrichten zu erschlagen als sich mit seinen Mitteilungen auseinanderzusetzen), und ganz, ganz schnell wird eine solche Meinung mundtot gemacht, weil man mit mutmaßlicher Kapitalismus-Kritik mindestens ebenso schnell in die Kommunismus-Ecke gestellt werden kann.
Ich habe mich entschlossen, nicht noch eine weitere Site zu diesem Thema zu installieren, sondern werde unter dieser Rubrik in unregelmäßigen Abständen Fragmente und Links veröffentlichen, die meine Auffassung – Sie erinnern sich: das Narrenschiff in voller Fahrt? – verdeutlichen sollen.
Noch bevor ich diesen Beitrag freigeben konnte (er hat aber auch eine Weile geruht, weil ich anderweitig beschäftigt war), sind wir alle von Geschehnissen überrollt worden, die den Fokus der Welt gen Asien lenken. Im Moment des Schreibens dieses Artikels sind die genauen Auswirkungen des Erdbebens von Japan und der Reaktorkatastrophen noch nicht absehbar. Es zeigt sich aber, dass bislang fest gefügte Meinungen ins Wanken geraten und neu überdacht werden, und es bleibt zu hoffen, dass dies nicht nur im Vorfeld eines „Superwahljahrs“ geschieht, motiviert vom Stimmenfang. Jedoch müssen vernünftige Entscheidungen nicht von Vernunft gelenkt werden, um richtig zu sein.
Es ist meine Hoffnung, dass dies auch auf andere Bereiche unseres Zusammenlebens zutreffen möge.
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